Regionalgeschichte Verden                                       Unser Verein

 Home      Unser Verein     Aktuelles     Ausstellungen     Unterrichtsmaterialien     Veröffentlichungen     Datenbanken     Tabellen     Denkorte & Fotos     Impressum          © Axel von der Mehden

Verein für Regionalgeschichte Verden  e. V.

 

Der Verein wurde 1992 zunächst unter dem Namen  „Förderverein Regionalgeschichte des Landkreises Verden 1933-1945 e. V.“  gegründet mit dem Ziel, die „Woche der Begegnung“ im Jahre 1993, zusammen mit dem Landkreis Verden, vorzubereiten und zu begleiten. Eingeladen wurden 60 ehemalige ZwangsarbeiterInnen aus Belgien, Polen und den GUS-Ländern, die während des Zweiten Weltkrieges im Landkreis Verden arbeiten mussten (s. „Dokumentation der ´Woche der Begegnung´. Ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter zu Gast im Ladkreis Verden“ unter „Veröffentlichungen des Vereins“). Im Jahre 2007 wurde der Förderverein umbenannt in „Verein für Regionalgeschichte Verden e. V.“. Indem die im alten Vereinsnamen einschränkende Zeitspanne der NS-Herrschaft herausgenommen wurde, möchte der Verein in seiner Namensgebung dokumentieren, dass er sich für die regionale Erforschung aller historischen Epochen offen zeigt. Der Verein ist Mitglied der „Interessengemeinschaft niedersächsischer Gedenkstätten und Initiativen zur Erinnerung an die NS-Verbrechen“.

 

 

Inhalte und Ziele des Vereins:

 

- Durchführung und Förderung der Erforschung, Dokumentation und Vermittlung der Geschichte des Landkreises Verden.

- Die Förderung von Toleranz und Verständigungzwischen unterschiedlichen Kulturen, Religionen und Völkern durch Bildung,Erziehung und internationalen

   Begegnungen.

- Die humanitäre Hilfe für die Opfer desNationalsozialismus aus dem Landkreis Verden.

 

 

Geschichte des Nationalsozialismus im Landkreis Verden

 

Im Landkreis Verden wurden ZwangsarbeiterInnen hauptsächlich auf den Bauernhöfen oder in Kleinbetrieben eingesetzt. Nur in Dörverden gab es eine große Rüstungsfirma, die „Eibia GmbH für chemische Produkte“, die Schießpulver und chemische Kampfstoffe („Azin“) herstellte und deren Produktionsreste noch immer im Boden lagern (s. Punkt 4 e). Bei der Eibia wurden etwa 2.000 ausländische ZwangsarbeiterInnen beschäftigt. Zur Geschichte der Eibia s. „Eibia“. Kriegsgefangenen-Kommandos gab es in fast jeder Ortschaft. Der Landkreis Verden war das „Verteilungsgebiet“ der Stalags XC (Nienburg/Weser) und XB (Sandbostel/Bremervörde). Außen-Kommandos des KZ Neuengamme existierten im Landkreis Verden in der Stadt Verden (1944 ca. sieben Personen im „Sachsenhain“, einer SS-Kultstätte) und in Achim-Uphusen (ca. 300 jüdische Ungarinnen bei der Fa. Rodiek). Eine Zusammenstellung der Zwangsarbeiter- und Kriegsgefangenenlager befindet sich auf  „Tabellen“.

 


Vereinsarbeit

 

1. Pädagogische Arbeit

Es werden Hilfen für Recherchen und Stadtrundgänge zu den Themen Nationalsozialismus und speziell „Zwangsarbeit“ in Verden angeboten. Zu diesen Themen existieren sechs Ausstellungen („Rekrutierung und Deportation“, „Schießpulverfabrik Eibia“, „Zwangsarbeit im Landkreis Verden“, „Fremdenbilder“, „Verwahranstalten für osteuropäische Zwangsarbeiterkinder“, „Hitlers willige Helfer“), die bereits in mehreren Schulen gezeigt wurden und beim Medienzentrum des Landkreises Verden ausgeliehen werden können (s. „Ausstellungen“). Auch eine Ortsbesichtigung des „Eibia“-Geländes in Dörverden-Barme wird angeboten. Geforscht und veröffentlicht wurde zu den Themen Berufliche Bildung (Chronik der Berufsbildenden Schulen Verden), NS-Funktionsträger, NS-Justiz, jüdische Mitbürger, politisch Verfolgte, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, Euthanasie, Homosexuelle, Deserteure und Hexenverfolgung im Stift Verden (Stadtrundgang „Auf den Spuren der Hexenverfolgung“ und eine Ausstellung „Hexen“-Biografien im Verlies des alten Wehrturmes). Unterrichtsmaterialien zu den Themenkomplexen Zwangsarbeit, Verfolgung von Minderheiten („Stolperstein“-Projekt) und Hexenverfolgung wurden den Schulen in den Landkreis Verden und Nienburg zur Verfügung gestellt und sind unter „Unterrichtsmaterialien“ abrufbar.

 

 

a)  Ausstellungen (siehe „Ausstellungen“)

Es stehen mehrere Ausstellungen, die beim Medienzentrum des Landkreises Verden von Schulen und Bildungseinrichtungen ausgeliehen werden können, bereit:

·         Rekrutierung und Deportation von ZwangsarbeiterInnen

·         Zwangsarbeit im Landkreis Verden während des Zweiten Weltkrieges

·         Fremdenbilder (Fotos der ZwangsarbeiterInnen mit Kurzbiografien)

·         Zwangsarbeit im Landkreis Verden während des Zweiten Weltkrieges

·         ´Verwahranstalten´ für osteuropäische Säuglinge

·         Rüstungsindustrie im Landkreis Verden: Schießpulverfabrik Eibia in Dörverden

·         Hitlers willige Helfer: Nationalsozialisten im Landkreis Verden (Kurzbiografien der Täter: NSDAP-Ortsgruppen- und –Kreisleiter, Richter, Gestapo-Beamte).

 

b) Unterrichtsmaterialien

Zwei Publikationen wurden bereits erarbeitet und in einer Auflage von 300 Exemplaren sämtlichen Schulen und Ausbildungsseminaren in den Landkreisen Verden und Nienburg kostenlos zur Verfügung gestellt:

·         Mappe Kopiervorlagen zum Thema „Zwangsarbeit im Landkreis Verden während des Zweiten Weltkrieges“

·         Mappe Kopiervorlagen zum Thema „Hexenverfolgung im Stift Verden und den Herzogtümern Bremen-Verden“

 

c)  Tabellen

Relevante Archivunterlagen (Bundesarchiv, Public Record Office London, der niedersächsischen Staatsarchive, der Gemeindearchive, Standesämter und des Internationalen Suchdienstes in Arolsen) zur Zwangsarbeit im Landkreis Verden wurden archiviert, ausgewertet und in ca. 200 Tabellen erfasst (s. „Tabellen“).

 

d)  Datenbanken und Archiv

Drei elektronische Datenbanken sind im Aufbau begriffen: „Zwangsarbeiter“, „Nationalsozialisten“ und „Opfer der Hexenverfolgung“ (s. „Datenbanken“). Die Meldekarten der Zwangsarbeiterlager in der Gemeinde Dörverden mit ca. 2.000 ZwangsarbeiterInnen und die Abschriften aus den Meldebüchern der Gemeinden des Landkreises bilden das Herzstück der Datenbank „Zwangsarbeiter“. Außerdem wurden Korrespondenz und Interviewaufzeichnungen mit deutschen und ausländischen Zeitzeugen (ehemalige Zwangsarbeiter aus Frankreich, Belgien, Holland, Polen und der Ukraine) archiviert.

 

2. Humanitäre Hilfe und Patenschaften

Ehemalige ZwangsarbeiterInnen in Osteuropa erhalten individuelle finanzielle Hilfe durch den Verein oder eine „Patenschaft“: Interessierte BürgerInnen können Pate für eine ehemalige Zwangsarbeiterin oder Zwangsarbeiter werden, die der Verein auf Wunsch vermittelt. In den Jahren 1994-1997 gab es Hilfsgütertransporte in die Ukraine. Siehe Artikel „Keine Zukunft ohne Erinnern – Freundschaftliche Kontakte zwischen Bürgern des Landkreises Verden und ehemaligen ZwangsarbeiterInnen“ und „Ein Hilfsgütertransport in die Ukraine“ unter „Veröffentlichungen des Vereins“.

 

3. Einladungen

Der Verein führte im September 1998 eine „Zweite Woche der Begegnung“ durch. 28 ehemalige ZwangsarbeiterInnen, die 1993 noch nicht bekannt waren, wurden nach Verden eingeladen. Danach erfolgten Einladungen an einzelne Personen. Im November 2003 kamen acht „Ehemalige“ im Rahmen eines Schulprojektes und 2004 zum ersten Mal eine überlebende ungarische Jüdin aus dem Außenkommando Uphusen.

 

4. Projekte

a) Mahnmal „Zwangsarbeit im Landkreis Verden 1939-1945“ in Verden

Am 9. November 2003 wurde das Mahnmal, ein alter Reichsbahn-Güterwaggon, auf dem Gelände der Berufsbildenden Schulen Verden, zusammen mit ehemaligen ZwangsarbeiterInnen, eingeweiht, danach restauriert und am „Tag des offenen Denkmals“ (12.09.2004) feierlich der Öffentlichkeit übergeben. Im Innern war die Ausstellung „Rekrutierung und Deportation“ zu sehen (s. „Ausstellungen“). Aber am 26. Januar 2007 – einen Tag vor dem Holocaust-Gedenktag – fiel das Mahnmal einem Brandanschlag zum Opfer. Der Verein beschloss, dass der ausgebrannte und nicht mehr zu restaurierende Waggon als Mahnmal mit einer jetzt doppelten Symbolik: gegen die Verbrechen in der Vergangenheit und die Gefahren in der Gegenwart, am Tatort stehen bleiben soll. Fotos des Mahnmals und die Artikel „Mahnmal Zwangsarbeit auf dem Gelände der Berufsbildenden Schulen Verden“ und „Mahnmale für die Zwangsarbeit im Landkreis Verden während des Zweiten Weltkrieges“ siehe „Mahnmal“ und „Veröffentlichungen J. Woock“.

 

b) Denkorte-Konzept und Zentraler Denkort „Demokratie und Menschenrechte“ in Verden bzw. Landkreis Verden

Das Konzept besteht aus drei Teilen: Kenntlichmachung von Denkorten zunächst zur NS-Diktatur, Zentraler Denkort mit historischem Reichsbahn-Güterwagen und pädagogische Betreuung (Unterrichtsmaterialien, Informationen zur Materialbeschaffung). Zur Kennzeichnung der Denkorte sind Informationsstelen vorgesehen. Anlauf- und Informationsstelle sollte der Zentrale Denkort „Demokratie und Menschenrechte“ in Verden werden (Gebäude mit Waggon und Ausstellung im Innern des Waggons, mit Themen, die mit dem Güterwagen assoziiert werden: Holocaust, Zwangsarbeit und Kriegsgefangenschaft). Auf Grund der erheblichen Widerstände von Seiten der CDU- und Teilen der FDP-Ratsfraktion wurde das Angebot des Vereins an Stadt und Landkreis Verden, einen Zentralen Denkort zu errichten und zu betreuen, im März 2011 zurückgezogen. Das ursprüngliche Konzept von Dr. Christl Wickert, eine aktuelle, ausführliche Darstellung und eine Kurzfassung des Konzeptes in „Denkorte-Konzept“.

 

c) Gedenksteine für nicht mehr vorhandene Kriegsgräber

Im Landkreis Verden verstarben damals 94 osteuropäische Kinder von Zwangsarbeiterinnen, doch nur vier Kindergräber existierten im Jahre 2000. Da aber Kriegsopfer ein dauerndes Ruherecht haben, erreichte der Verein bei den zuständigen Stellen, dass Gedenksteine bzw. Grabplatten mit den Namen der toten Kinder auf den Friedhöfen aufgestellt wurden: Groß Heins (für ein Kind), Westen (für zwei Kinder), Kirchlinteln (für drei Kinder), Armsen (für 18 Kinder), Daverden (für 23 Kinder), Dörverden (für 27 Kinder) und Domfriedhof Verden (für 31 osteuropäische und 23 westeuropäische Kinder). Der Artikel „Kriegsgräber von ZwangsarbeiterInnen und Gedenksteine für die verstorbenen ausländischen Kinder im Landkreis Verden“ steht unter „Veröffentlichungen J. Woock“.

 

d) „Stolpersteine“ in Verden und im  Landkreis Verden

Seit 2007 sucht der Verein für das Projekt „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig „Paten“, die sich finanziell (95,00 € pro Stein) beteiligen wollen. In den Jahren 2007, 2008, 2009 und 2011 wurden insgesamt 75 Steine in Verden und vier im Landkreis Verden verlegt. Bereits in 2005/2006 verlegte der Künstler 18 Stolpersteine in Achim. Zu den ersten 56 Stolpersteinen wurde vom Verein das Buch „Stolpersteine“ - Biografien aus Verden. Gedenksteine für die Opfer des Nationalsozialismus. Siehe „Veröffentlichungen Verein“.

 

e) Umweltprojekt: Rüstungsaltlasten der „Eibia GmbH“ in Dörverden-Barme

1986 wurde im Schülerwettbewerb Deutsche Geschichte der Körber-Stiftung um den Preis des Bundespräsidenten das Thema „Umwelt hat Geschichte“ ausgeschrieben. Eine Schülergruppe des Fachgymnasiums an den Berufsbildenden Schulen Verden mit dem Tutor und Geschichtslehrer Joachim Woock entschloss sich dazu, die ehemalige Schießpulverfabrik „Eibia GmbH für chemische Produkte“ in Dörverden zu untersuchen. Archivrecherchen, Interviews und Geländebegehungen ließen die Jugendlichen bald schließen: Auf dem Gelände, auf dem während des Zweiten Weltkrieges große Mengen Schießpulver und in kleinerem Umfang auch chemische Kampfstoffe produziert worden waren, könnten noch gefährliche Altlasten lagern. Insbesondere eine alte Aktennotiz über drei Kisten arsenhaltigen Kampfstoffes, die noch in einem gefluteten Stollen lagern würden, alarmierte die 16 Schülerinnen und Schüler. Als die jungen Forscher bei eigenen Geländeanalysen auf eine große Menge von arsenhaltigen Plättchen stießen und die zuständigen Behörden eine Informationssperre verhängten, war der Skandal perfekt. Auch nach Wettbewerbsende – die Gruppe erhielt den dritten Preis – blieben einige Mitstreiter, zusammen mit ihrem Tutor, hartnäckig und insistierten weiter. Im Jahre 2010 konnte der gesuchte Stollen, der inzwischen teilweise eingestürzt ist, lokalisiert und anhand einer Akte, die sich seit Jahrzehnten im Besitz des Landkreises Verden befindet, nachgewiesen werden. Die Wettbewerbsarbeit der Schüler-AG und mehrere Artikel, die sich auf dieses Umweltprojekt beziehen, sind unter „Eibia“ abgelegt.

5. Veröffentlichungen

a) Dissertationen

Die jahrelange Erforschung der Zwangsarbeit im Landkreis Verden mündete in eine Dissertation:

Woock, Joachim: Zwangsarbeit ausländischer Arbeitskräfte im Regionalbereich Verden/Aller (1939-1945). Arbeits- und Lebenssituationen im Spiegel von Archivmaterialien und Erinnerungsberichten ausländischer Zeitzeugen, Norderstedt 2004 (s. „Veröffentlichungen J. Woock“).

 

Die umfangreiche Korrespondenz und Interviewaufzeichnungen mit ca. 200 osteuropäischen ZwangsarbeiterInnen wurden für eine weitere Dissertation ausgewertet:

Binner, Jens: „Ostarbeiter“ und Deutsche im Zweiten Weltkrieg. Prägungsfaktoren eines selektiven Deutschlandbildes, München 2008

 

b) Magisterarbeiten und Hausarbeiten

Die Forschungen zum Thema Zwangsarbeit im Landkreis Verden führten dazu, dass Magisterarbeiten und Hausarbeiten angeregt wurden und den Autoren umfangreiches Material zur Verfügung gestellt werden konnte.

Köhler, Axel: Der Arbeitseinsatz von KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern in der Spätphase des Zweiten Weltkrieges am Beispiel des heutigen Landkreises Verden, Magisterarbeit, Universität Hannover, 1997

Tischer, Tina: Zur Geschichte der NS-Zwangsarbeit im ländlichen Raum. Das Beispiel der Pulverfabrik Eibia in Dörverden. Magisterarbeit im FB Kulturwissenschaft an der Universität Bremen, Delmenhorst 2003

Ostermann, Hans: Das Schicksal der Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkrieges in der historischen Forschung, in der öffentlichen Rezeption und als museumspädagogisches Projekt. Schriftliche Hausarbeit zur Prüfung für das Lehramt an Gymnasien, Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg,1998

Suckow, Jörg: Die Zeitzeugenbefragung als Unterrichtsmethode in einem geschichts-sozialen Weltkunde-Wahlpflichtkurs am Beispiel des Projektes „Die Pulverfabrik Eibia in Dörverden“. Schriftliche Hausarbeit zur 2. Staatsprüfung am Studienseminar für das Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen, Verden 2002

Informationen

Dr. Joachim Woock (Vorsitzender)

Labiaustraße 2, 27283 Verden

Telefon: (04231) 81782

E-Mail-Kontakt